Startpaket bereitet Netzwerkbegleitungen auf ihre Rolle vor

Teilnehmende lernen Aufbau von Netzwerken nach dem ZWAR-Konzept

Wie gestalte ich Basisgruppentreffen? Wie kann ich die Bedenken der Konkurrenz bei den Vereinen vor Ort ausräumen? Und: Wie überzeuge ich überhaupt den Bürgermeister von der ZWAR-Idee, sodass in meiner Kommune ein neues Netzwerk entstehen kann? Diese und viele weitere Fragen brachten die Teilnehmenden des Seminartags „ZWAR-Startparket – Aufbau von ZWAR-Netzwerken“ mit zum Sitz des ZWAR e. V. nach Dortmund.

Manche der Teilnehmenden hatten lange Zug- oder Autofahrten auf sich genommen, um sich von Ute Schünemann-Flake auf ihre Rolle als hauptamtliche Netzwerkbegleitung vorbereiten zu lassen. Seit fast 40 Jahren begleitet die Beraterin des ZWAR e. V. Netzwerkgründungen und unterstützt die hauptamtliche Netzwerkbegleitung vor Ort bei den ersten Schritten hin zu einem selbstorganisierten ZWAR-Netzwerk.

Hintergrundwissen und neue Impulse

Das Startpaket kann zu Beginn der ZWAR-Reise Hintergrundwissen vermitteln, sodass die Netzwerkbegleitung das ZWAR-Konzept in Gesprächen mit den Menschen vor Ort sicher nutzen kann. „Ich hatte bis vor zwei Monaten selbst noch nie etwas von der ZWAR-Idee gehört und jetzt bin ich Netzwerkbegleitung. Wie gestalte ich überhaupt die Basisgruppentreffen und wie wird die Gruppe irgendwann selbstständig?“, war die Frage einer Teilnehmenden, die kurz vor der Gründung ihres ersten Netzwerks stand.

Das Startpaket kann aber auch neue Impulse geben, Probleme bei der Begleitung anzugehen. „Die Basisgruppe vor Ort läuft nicht mehr“, berichtet eine erfahrene Netzwerkbegleiterin. „Ich würde sie gern unterstützen, um die Treffen wieder lebhafter zu gestalten.“ Ein anderer Teilnehmender berichtete von der großen Angst der Vereine im Ort, dass das neue ZWAR-Netzwerk ihnen die Mitglieder wegnehmen würde. Er hoffte auf Argumente, um diesen Sorgen zu begegnen.

Sorge vor Konkurrenz ernst nehmen

Ute Schünemann-Flake erklärte Schritt für Schritt die Gründung eines neuen Netzwerks und beantwortete dabei die Fragen, die sie gemeinsam mit den Teilnehmenden zuvor festgehalten hatte. So lernten die Teilnehmenden, dass relativ zu Beginn des Gründungsprozesses ein Multiplikatorentreffen – eine Informationsveranstaltung für Akteure im Stadtteil – geplant werden solle. „Ich rate auf jeden Fall dazu. Wir müssen die Sorgen der Konkurrenz ernst nehmen – die begegnen mir in fast jeder Kommune, in der wir gründen. Aber wir können im Gespräch an vielen Beispielen aufzeigen, dass stattdessen tolle Kooperationen entstehen“, sagt die Beraterin.

So probt im Begegnungszentrum einer Kommune, in dem sich auch die hiesige ZWAR-Gruppe trifft, eine jugendliche Theatergruppe, die vor einiger Zeit neue Requisiten brauchte – die näht jetzt die ZWAR-Gruppe. Eine andere Gruppe tanzte Tango in einem Raum im Seniorenzentrum, der aber nach und nach zu klein wurde. „Der Heimleiter wollte aber nicht, dass die Gruppe sich einen neuen Ort suchte, weil die Musik den Bewohnern so viel Freude bereitet hatte. Also räumte er den Speisesaal frei“, berichtete eine Teilnehmerin.

Übung wirft praktische Fragen auf

Im Fokus des praktischen Teils des Startpakets standen die Gründungsveranstaltung und das Basisgruppentreffen. Zwei Startpaket-Teilnehmer übernahmen während einer Übung zunächst die Moderation in der Kleingruppe, in die das Plenum im Laufe der Gründungsveranstaltung aufgeteilt wird. So konnten direkt ganz praktische Probleme besprochen werden, die ohne diese Übung nicht aufgefallen wären. Sollen sich alle der Reihe nach vorstellen? Schreibe ich genau die Wünsche auf, die ich höre, oder fasse ich sie zusammen? Wie unterbinde ich Nebengespräche? So wurde die Rolle der Moderierenden immer mehr geschärft.

Ute Schümemann-Flake zeigt auf eine Flipchart

Ute Schünemann-Flake fasste zusammen: „Ihr habt kein eigenes Interesse, ihr seid nicht verantwortlich dafür, dass eine Idee ins Rollen kommt, sondern ihr seid der Spiegel der Gruppe. Bei Nebengesprächen fragt ihr die Gruppe: Könnt ihr euch auch so schlecht konzentrieren? Oder: Ist es euch auch etwas laut hier?“ Auch wenn es beim Basisgruppentreffen um die Raumfindung für die ersten Termine der einzelnen Interessengruppen geht, solle sich die Netzwerkbegleitung zurückhalten und „nur“ moderieren. „Ihr fragt nicht nach Räumen, in denen die Ideen der ZWARler umgesetzt werden können, sondern die neuen ZWARler fragen. So führt ihr sie in die Selbstorganisation – vom ersten Treffen an.“

Das nächste Startpaket findet am 1. Oktober 2026, 9:00 – 16:30 Uhr im Alten Amtshaus Dortmund-Marten, Steinhammerstraße 3, statt. Gerne kann aber auch darüber hinaus ein „Startpaket vor Ort“ als Inhouse-Veranstaltung für eine gesamte Kommune oder einen Kreis beim ZWAR e. V. angefragt werden. Kontakt: Ute Schünemann-Flake, Tel. 0172 4052284.